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Das Untere Schloss PDF Print E-mail
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Mirow ist die Stadt der Schlösser. Neben dem Schloss auf der Schlossinsel gibt es das Untere Schloss, das der Stadt gehört, einen neuen Besitzer sucht und dem sich unser Verein derzeit besonders widmet, um das leerstehende Gebäude wieder erlebbar zu machen. Zunächst initiierte der Verein eine bauhistrische Untersuchung, um festzustellen, ob das Untere Schloss von heute noch etwas von dem Geburtshaus von Königin Charlotte hat. Zum Tag des offenen Denkmals am 9. September 2012 stellte der Verein die Ergebnisse vor: auf zehn Tafeln in einer Ausstellung und in mehreren Vorträgen. Für diesen Tag wurde das Schloss auch illuminiert. Zudem winken jetzt die Eltern von Sophie Charlotte und der Hofmohr vom (nur angedeuteten) Balkon.


Ein bisschen Genealogie

Die Herzogfamilie von Mecklenburg-Strelitz, vor allem der Mirower Zweig, war immer sehr kinderreich, Friedrich II. sprach von einem „Karnickelstall“. Die Eltern von Charlotte waren der Prinz von Mirow Carl Ludwig Friedrich und Elisabeth Albertine von Sachsen-Hildburghausen. Sie hatten sechs Kinder, darunter Adolph Friedrich IV. (Dörchläuchting), Carl, den Vater der Königin Luise, und Sophie Charlotte, die spätere Königin von England an der Seite von Georg III. Der Kinderreichtum veranlasste Charlottes Großmutter, einen Neubau in Auftrag zu geben. Einem apanagierten Prinzen stand eine eigene Wohnstätte, also ein Schloss, zu. Daraus wurde der Neubau Unteres Schloss, in dem der Prinz von Mirow starb und Carl, Königin Luises Vater, und Sophie Charlotte geboren wurden.

 

Geschichte des Unteren Schlosses

Das eigentliche Schloss auf der Schlossinsel wurde 1709 begonnen für die Herzoginwitwe Christiane Aemilie Anthonie zu Mecklenburg-Strelitz. Sie war die dritte Ehefrau von Adolph Friedrich II. Herzog zu Mecklenburg-Strelitz. Baumeister war Joachim Borchmann. 1735 wurde mit dem Bau des Unteren Schlosses begonnen. Baumeister war Christoph Julius Löwe, der auch das Schloss in Fürstenberg und das Gutshaus in Sponholz bei Neubrandenburg entwarf. Für 1736 heißt es in den Akten bei der Abrechnung diverse Baumaterialien von Löwe: „für 15 Schock Boden-Dielen in dem Palais auf der anderen und 3ten Etage zu bringen“. Das ist insofern interessant, als dass schon damals das Gebäude dreistöckig war, also die Größe des heutigen Gebäudes hatte. 1765 begann Adolph Friedrich IV., der berühmte Dörchläuchting, mit Umbauarbeiten am Unteren Schloss, die Königin Charlotte nicht gefallen haben. Das Mansarddach wurde abgebrochen und neu aufgebaut – unter Einbau vieler kleiner Dachkammern. 1820 machte Großherzog Georg, ein Sohn Carls und Bruder Luises, aus dem Unteren Schloss ein Landeslehrerseminar. Damit begann die Schulgeschichte des Gebäudes, die fast zwei Jahrhunderte währt – bis zur Schließung der Schule 2006. Am 21. Januar 1848 brach in einem der Mansardenzimmer unterm Dach ein Feuer aus. Noch im selben Jahr begann der Wiederaufbau, allerdings nach Plänen im Zeitgeschmack. So sehen wir das Haus noch heute, praktisch unverändert. Selbst die Biedermeiertür im Eingang ist noch original.

 

Die bauhistorische Untersuchung

Die erste Anregung für eine solche Untersuchung am Unteren Schloss kam von Dr. Friederike Drinkuth aus der Schlösserverwaltung. Sie gewann Frank Pergande vom Schlossverein dafür. Beide spendeten das Eintrittsgeld für ihr Dramolett „God Save The King“ für eine solche Untersuchung und legten damit den Grundstein. Der Verein bemühte sich um weitere Geldgeber, denn 3000 Euro mussten aufgebracht werden. Für die Untersuchung gewonnen wurde Tilo Schöfbeck, der das Alter von Holz durch Dendrochronologie bestimmen kann, und Matthias Zahn, der sich mit Steinen, Mörtel und Putz auskennt. Die Bauforscher nahmen Proben, die sie im Labor auswerteten, konnten aber auch schon bei der Untersuchung selbst aufgrund ihrer Erfahrung einiges zur Baugeschichte sagen. Hilfreich für die Untersuchungen war ein Vergleichsbau, denn das Hofgebäude entlang der Rotdornstraße ist ein Gebäude aus der Entstehungszeit des Schlosses. Dass das so ist, hat Schöfbeck durch Holzproben auch nachgewiesen: Es handelt sich um Kiefernholz, das 1735 geschlagen wurde.